Neugierde
“Es geht darum zu leben. Lebe deine Fragen. Vielleicht lebst du dann – allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages – in die Antwort hinein.” (Rainer Maria Rilke)
Lustvoll spielen mit gleich starken Menschen
BDSM steht für die Begriffe „Bondage & Disziplin, Dominanz & Submission, Sadismus & Masochismus“. Es kann eine von vielen Möglichkeiten tiefer Berührung sein und umfasst ein breites Spektrum unterschiedlicher Sinnesreize, Körperempfindungen und Gefühle. So manche_r verwechselt BDSM mit Gewalt. In Wahrheit passiert Gewalt, wenn wir unsere Gefühle nicht lieben und anderen Menschen um die Ohren schlagen. In vielen Familien ist das der Alltag. Im Gegensatz dazu kann BDSM lustvolles Spiel mit gleich starken Partner_innen sein.
Führen und Folgen genießen
Du unterscheidest zwischen heiligem hellem und abartigem dunklem Sex? Die Unterteilung ist unnötig und destruktiv. Heilig kommt von „heil“ und meint ganz: “Erleuchtung erlangen wir nicht, indem wir das Licht imaginieren,” meint der Schweizer Psychoanalytiker C.G. Jung,” sondern im Erforschen des Schattens.”
Täter_in und Opfer in uns umarmen
Jede Berührung kann tief berühren, verunsichern oder Angst machen. Das gilt auch für Streicheln und Schlagen. Denn unser Körper speichert sogenannte negative Erinnerungen, friert “unerträgliche” Gefühle ein und wird dadurch hart, taub und gefühllos. Bei körperlicher Nähe und Berührung öffnen wir uns wieder ein Stück, so können eingefrorene Gefühle wieder an die Oberfläche steigen. Passiert das im sicheren, bewussten Rahmen im liebevollen Kontakt, mit einem präsenten Gegenüber, kann Heilung geschehen. Ein wichtiger Aspekt von Heilung liegt darin, (wieder) fühlen zu lernen: Mit unseren Gefühlen heil/ganz zu sein.
Grenzerfahrungen für mehr Bewusstheit nutzen
Als Kind warst du anderen (die nicht greifbar waren, gewalttätig oder erbarmungslos in ihren emotionalen Ansprüchen an dich) hilflos ausgeliefert? Tantra eröffnet Möglichkeiten der Heilung durch das Erleben des Gegenteils dessen, was wir erfahren haben (z.B. achtsame Berührung), bewusstes BDSM durch eine homöopathische Dosis desselben.
Tiefe in der Sexualität und im Alltag gewinnen
“Gewalt” kommt übrigens vom althochdeutschen „waltan“ und meint die Stärke, eine Sache in ihrem Inneren zu verändern. Das wollen wir tun: Unserem Schmerz ins Gesicht zu schauen kann sinnlich, sexy und erotisch sein. Wir spielen mit Freude und Traurigkeit, Angst, Scham, Wut und ganz feinen, leisen Gefühlsnuancen: Was auch immer da ist, ist gut. Sexualität ist kein Synonym für Harmonie, sondern authentischer Selbstausdruck im intimen Kontakt.
Kontakt mit allen Gefühlen genießen
Gewalterfahrung in der Kindheit kann Wegbereiter in lebenslanges Opferverhalten sein. Eine andere Möglichkeit, uns nicht zu spüren, ist die Identifikation mit dem/der Täter_in. Die Sackgasse endet bzw. öffnet sich dort, wo „das Opfer“ aktiv wird. Im Jetzt Verantwortung für sein Leid übernimmt. Und Mächtige auch berührbar und verletzlich sein dürfen. BDSM hat dieses heilsame Potenzial, wenn wir es zu nutzen wissen.
Freude am Spüren
„Spüren ist ein Entspannen und Erlauben, ein Prozess ähnlich dem, eine Hand zu öffnen, die lange zur Faust geballt war. Du öffnest und lässt los, langsam, behutsam.“ (Chameli Ardagh)