“Das größte Geschenk, das wir einander machen können, ist einander zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn das passiert, entsteht Beziehung.”
Virginia Satir
Berührung
Liebevoller Hautkontakt ist Nahrung
Berührung bedeutet Leben. Als Baby brauchen wir liebevollen Hautkontakt, um ein Gefühl für uns selbst und unseren Körper zu entwickeln: Säuglinge, die nicht berührt werden, sterben. Während sexuelle Befriedigung nicht lebensnotwendig ist, kann kein Organismus allzu lange ohne die Berührung leben.
“Contactum” (lat.) meint aktiven und passiven Körperkontakt. Wenn ich das Wort “Berührung” verwende, meine ich damit befriedigende Nähe, das Empfinden der eigenen Haut und der Haut eines anderen. Berührung kann Streicheln, Tätscheln, Ansichdrücken oder Halten sein und sich vom einfachen körperlichen Kontakt bis zur massiven taktilen Stimulation beim Geschlechtsverkehr erstrecken.
Entscheidend ist die Berührungsqualität
Das Entscheidende eines jeden Berührungsdialoges ist jedoch die Berührungsqualität: Wie zögerlich ist Berührung? Wie steht es um die Fähigkeit des Eingehens auf den anderen? Falsche Berührung führt bei Babys zum Weinen, sprachlosen Rückzug und zu Verwirrung, fehlende Berührung zu Ohnmacht und (Auto)Aggression. Jugendliche werden ohne Berührung selbstverletzend und gewalttätig, das ist wissenschaftlich erwiesen.
Liebevolle Berührung produziert das Hormon Oxytocin. Es wird als “Kuschelhormon” bezeichnet, weil es uns sanfter macht und durch Berührung produziert wird – beim Orgasmus in besonders hohen Dosen. Paare, die sich im Alltag häufig umarmen und berühren, weisen höhere Oxytocin-Werte auf als Paare, die das nur selten tun. Oxytocin hilft, Spannungen und Ärger zu dämpfen. Es ist bei Menschen für Paarbindung und mütterliche Fürsorge unerlässlich und der Schlüssel zum anhaltenden Glück.
Manchmal meidet das Kind in uns Intimität, nach der wir uns sehnen
Doch wir alle haben als Kinder auch schmerzhafte Erfahrungen mit Berührung gemacht. Und manchmal meidet das Kind in uns immer noch die Nähe und Intimität, nach der wir uns als Erwachsene sehnen. Berührung bedeutete allzu oft, dass man etwas von uns forderte: Selbstaufgabe, sexuellen Kontakt oder das Unterdrücken von Gefühlen. Vielleicht wurden wir auch gar nicht berührt, kaum in den Arm genommen und nie Zeuge von Berührung zwischen den Eltern. So messen wir Berührung auch im späteren Leben wenig Bedeutung bei.
Als Erwachsene suchen wir nach Ersatz und Entspannung: im Essen, Sport, beziehungslosem Sex, Alkohol, in der Arbeit, Selbst- oder Fremdverletzung. Wirkliche Entspannung beginnt, wenn wir die Bedeutung bloßer Berührung über die Kindheit hinaus begreifen und ihr Rechnung tragen. Hirnforscher haben dabei herausgefunden, dass es keine Rolle spielt, ob die Berührung in der frühen Kindheit erlebt wurde oder später: Erlebt ist erlebt. Also können wir das, was wir als Kind schmerzlich vermisst haben, heute nachholen.
Nachnähren durch Berührung
Als Coach für Körpersensibilisierung liegt mir dieses Nachnähren durch Berührung besonders am Herzen. Nährende Berührung, die sagt “ich bin für dich da”, wie ich sie im Rahmen meiner Kleingruppen, Seminare und Einzelarbeit anleite und begleite, kann zur starken Basis einer erwachsenen Sexualität werden, denn diese braucht die Fähigkeit, Berührung zu spüren, zu empfangen, uns von ihr nähren zu lassen, um das ehrlich schenken zu können.
Möchtest du weiter in das Thema einsteigen, empfehle ich meinen Fachartikel „Berührung. Gedanken zum taktilen Nachnähren des inneren Kindes als lebendige Basis erwachsener Sexualität“ (Connection – Tantra, 92/2013) in der Rubrik Publikationen.
Kontakt
Institut ATMA – Sensibilisierung von Körper und Seele
Mag. Atma Pöschl
Hütteldorferstrasse 329/2/4
A-1140 Wien
UID: ATU 65403556
Mail: info (at) institut-atma.at
Web: www.institut-atma.at